Das Equine Cushing Syndrom tritt vor allem bei Pferden ab einem Lebensalter von 12 bis 15 Jahren auf. Es ist ein schleichender
Prozess und deshalb häufig zu Beginn unerkannt. Es macht sich bemerkbar durch:
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Störungen des Fellwechsels, verspätet, länger anhaltend, ganzjährig langes, lockiges Fell (Hirsutismus).
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Schwitzen ohne Belastung
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Fettdepots über der Augenhöhle,
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Wasseraufnahme mit vermehrtem Harnabsatz
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Sehstörungen, vermehrte Bildung von Tränenflüssigkeit
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Abmagerung und Muskelschwund
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Abgeschlagenheit
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Gestörte Immunabwehr
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Bindegewebsschwäche
Viele der betroffenen Pferde erleben zu Beginn eine Fettumverteilung, so
dass sich Fettpolster an Mähnenkamm, Kruppe und in der
Lendengegend bilden. In späteren Stadien magern sie dann meist
extrem ab, verlieren an Muskelmasse und leiden an Osteoporose und
Bindegewebsschwäche. In der Folge kann daraus Hufrehe entstehen.
Der Grund ist zu viel Cortisol im Blut. Cortisol (das körpereigene
Kortison) ist ein Stresshormon, und wird im gesunden Organismus vor allem in Stress- bzw.
Gefahrensituationen in den Blutkreislauf freigegeben. Cortisol hat viele Wirkungen im Körper. In der Leber
führt Cortisol zu einer Produktion von Zucker, der Gluconeogenese, und dem Abspeichern dieses Zuckers
als Energiereserve. Cortisol führt zu einem Fettabbau, da dieses Fett zur Energiebereitstellung genutzt wird. Auch der Blutdruck steigt
durch Cortisol an. Muskelgewebe wird eher abgebaut, ebenso die Knochen. Außerdem wirkt sich Cortisol negativ auf das Immunsystem
aus, die körpereigene Abwehr wird geschwächt.
Cortisol wird in der Nebennierenrinde gebildet, gesteuert durch das
Hormon ACTH (Adrenokortikotropes Hormon). Dieses wird über die
Hirnanhangdrüse (Hypophyse) in den Blutkreislauf gegeben. Gesteuert
wird der Vorgang durch den Hypothalamus, der direkt über der
Hirnanhangdrüse liegt.
Um das Hormon ACTH auszuschütten gibt der Hypothalamus CRH
(Corticotropin-Releasing-Hormon) frei. Dadurch erhöht sich die Cortisol-
Produktion in der Nebennierenrinde. Damit die Produktion nicht
unkontrolliert wächst, hat die Natur sich einen Regelkreis ausgedacht.
Der Cortisol-Spiegel wird an den Hypothalamus und an die
Hirnanhangdrüse zurückgemeldet (HPA-Achse oder HHN-Achse,
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse).
Zuviel Cortisol bewirkt bei gesunden Pferden eine Dämpfung der ACTH-
Ausschüttung. Dazu wird der Neurotransmitter Dopamin benötigt. Fehlt
er oder kann er nur unzureichend gebildet werden, wird ungehemmt
Cortisol produziert und führt so zu den oben beschriebenen Auswirkungen.
Was kann man tun?
Zunächst muss man wissen, dass es sich hierbei um eine Aufgabe, die sich über das gesamte Pferdeleben erstreckt, handelt. Die
Beobachtung, ebenso wie die Gabe entweder von Medikamenten oder von Naturprodukten, muss dauerhaft geschehen.
Im ersten Schritt muss festgestellt werden, ob die
ACTH-Ausschüttung zu hoch ist. Dieser Wert kann
durch eine Blutanalyse ermittelt werden. Ihr Tierarzt
kann dies durchführen. Die Kosten belaufen sich auf
ca. € 120,--.
Die Messung gibt einen Anhalt, denn der Wert
schwankt im Tages- und Jahresverlauf. Auch hat
Stress, wie beschrieben, eine enorme Auswirkung auf
den Wert.
Hinweis: der Wert kann in zwei Maßeinheiten angegeben werden: pg/ml oder pmol/l. Die Umrechnung ist einfach: (pg/ml) x 0,2202 =
(pmol/l), oder pmol/l / 0,2202 = (pg/ml)
Medikamentöse Behandlung
Für eine medikamentöse Behandlung wird das Medikament Prascend® benutzt. Das
ist ein Dopamin-Agonist, der der Hirnanhangdrüse vorspiegelt er sei Dopamin.
Dadurch wird der ACTH-Ausstoß um einen festen Wert gesenkt. Weitere Informationen
erhalten Sie durch Ihren / Ihre Tierarzt /-ärztin.
Der Cortisol-Regelkreis (HHN-Achse) funktioniert dadurch nicht. Langwierige
Anpassungen sind erforderlich, auch werden zum Teil starke Nebenwirkungen berichtet (Prascend® enthält den Wirkstoff Pergolid.
Dieser wurde bis 2011 beim Menschen zur Behandlung von Parkinson eingesetzt, musste aber aufgrund der sehr hohen
Nebenwirkungen vom Markt genommen werden).
Die Gabe von Dopamin selbst hat keine Wirkung, denn Dopamin kann die Blut-Hirnschranke (die Schutzbarriere für das Gehirn) nicht
überwinden.
Den Cortisol-Regelkreis mit Naturprodukten unterstützen
Es gibt natürliche Methoden den Dopamin-
Mangel zu beheben. In aller Regel treten
dabei keine Nebenwirkungen auf. Man muss
sich immer wieder vergegenwärtigen, dass
der Körper sämtliche Hormone, Enzyme etc.,
die er zur Regelung seiner Körperfunktionen
benötigt, über hunderte von Millionen Jahren
gelernt hat, aus der verfügbaren Nahrung zu
extrahieren. Klappt das nicht, dann läuft
etwas schief.
Dopamin wird im Körper gebildet. Der
Ursprung ist Tyrosin, eine Aminosäure, die in
verschiedenen Pflanzen vorhanden ist und
mit dem Futter aufgenommen wird. Tyrosin
kann die Blut-Hirnschranke überwinden. Im
Gehirn wird es zu Dopamin gewandelt und für
den Bedarfsfall gespeichert. Dopamin ist im Körper auch die Vorstufe von Noradrenalin und Adrenalin, insofern ein äußerst wichtiger
Baustein.
Die Ursachen für einen Mangel an Dopamin können durchaus ein Mangel an Tyrosin im Futter oder das fehlende Vermögen diese
Aminosäure aus dem Futter zu extrahieren, sein. Letzteres wird unterstützt durch die Beobachtung, dass Cushing in überwiegender
Häufigkeit bei älteren Pferden (ab 12 – 15 Jahre) auftritt, denn mit zunehmendem Alter geht diese Extraktionsfähigkeit zum Teil verloren.
In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, dass der Magen-Darmtrakt intakt ist, denn das unterstützt die Extraktionsfähigkeit.
Tyrosin (in der Form L-Tyrosin) dem Futter beigegeben hilft diesen Mangel auszugleichen. Gewonnen wird es z.B. durch Fermentation
aus Mais.
L-Tyrosin gelangt über den Blutkreislauf in das Gehirn, wird dort zu Dopamin gewandelt und in synaptischen Vesikeln gespeichert.
Der Regelkreis (HHN-Achse) kann jetzt wieder aktiv werden und die Cortisol Menge auf natürliche Weise begrenzen.
Dopamin selbst wird im Körper, wenn es nicht in den Vesikeln gespeichert wird, relativ schnell abgebaut und mit dem Urin
ausgeschieden. Das macht die Dosierung sehr unproblematisch.
Der gesamte Wandlungsprozess wird durch Vitamin C, z.B. von der Hagebutte, welches als Co-Faktor wirkt,
unterstützt. Zur wichtigen Unterstützung des Bindegewebes kann Kieselgur, das zu fast 100% aus
Siliziumdioxid besteht, eingesetzt werden.
Mehr über die Wirkungen und die zugrundeliegenden Studien erfahren Sie hier.
Vorgehensweise
Wandlungsprozesse im Körper verlaufen langsam. Hier rechnet man nicht in Tagen, sondern in Wochen und Monaten. Erwarten Sie
deshalb nicht, dass schon nach wenigen Tagen etwas sichtbar wird. Dies gilt für die medikamentöse Behandlung ebenso wie für die
Anwendung der Naturprodukte.
Bei jedem Pferd ist die Ausprägung anders und so muss eine individuelle Menge ermittelt werden. Das benötigt einige Zeit.
Bei der Anwendung von Naturprodukten ist die Anfangsdosierung sehr unproblematisch. Ziel ist es den natürlichen Regelkreislauf
wieder in Gang zu bringen. Das gebildete Dopamin wird im Gehirn in Vesikeln gespeichert, überschüssiges Dopamin wird schnell
abgebaut und mit dem Urin ausgeschieden. Es kann deshalb mit einer hohen Anfangsdosis begonnen werden, die sicherstellt, dass
ausreichend Dopamin in das Gehirn gelangt. Freigesetzt wird es bei Bedarf durch den natürlichen Regelkreis.
Wird im weiteren Verlauf eine Besserung festgestellt, kann die Dosis langsam auf eine Erhaltungsdosierung reduziert werden.
Nach etwa 6 Monaten sollte eine erneute ACTH-Wert Bestimmung durchgefdührt werden, um die Tagesration ggf. nach oben oder nach
unten anzupassen.
Es kann durchaus vorkommen, dass die Gabe von Naturprodukten nicht zum Ziel führt. In diesem Fall ist davon auszugehen, dass das
Pferd selbst das ergänzte L-Tyrosin nicht extrahieren kann, oder dass tatsächlich ein Tumor im fortgeschrittenen Zustand vorliegt. In
diesem Fall kann nur die Gabe von Medikamenten zum Ziel führen.
Ergänzende Maßnahmen
Cushing tritt vermehrt bei älteren Pferden (ab dem 12. Lebensjahr) auf. Mit zunehmendem Alter geht die
Fähigkeit, sämtliche zum Leben notwendigen Stoffe aus dem Futter zu extrahieren, langsam verloren.
Neben der Futterergänzung sollte auch der Darm, insbesondere die Darmflora gestärkt werden. Dies kann in hohem Maße den
Stoffwechsel unterstützen.
Hufrehe als Folge eines
unbehandelten Cushingsyndroms